Eine weitere Variante der Aufstellungsarbeit ist die verdeckte systemische Imagination, hier verwende ich die Regeln der Systemischen Therapie in Verbindung mit imaginierten Bildern.
In der verdeckten System-Imagination (VSI) werden im Einzelsetting Systemelemente aufgestellt und nach bestimmten Regeln imaginiert, ohne dass der Klient um die Bedeutung der aufgestellten Symbole weiß.
Hierbei berücksichtige ich systemische Ordnungen sowie prozessorientierte Maßnahmen zum Beispiel einige Regieprinzipien aus der katathym-imaginativen Psychotherapie (KIP), um in geschützen Rahmen die Auseinandersetzung mit stärkenden oder belastenden Faktoren zu gestalten.
Alles was benennbar ist, Personen, Trauer, Wut, ein Geheimnis oder abstrakte Elemente können aufgestellt, imaginiert, konfrontiert und integriert werden. Das, was benannt ist, besitzt Eigenschaften und nimmt Einfluss auf das System.
Die VSI ist ein wirkungsstarkes Instrument, welches mit Sachkenntnis, Achtsamkeit und Sorgfalt angewandt, in der Praxis bemerkenswerte Ergebnisse zeigen kann.
Mit der VSI können nahezu alle Themen bearbeitet werden, die im weiten Spektrum von Beratung, Persönlichkeitsentwicklung und Therapie relevant sind.
Auch in unternehmerischen Fragen oder bei der Entwicklung von Produkten kann die VSI hilfreiche Hinweise geben.
Systemaufstellungen können auch wertvolle Entscheidungshilfen für Unternehmer sein.
Zusammenhänge und Dynamiken zwischen den Beteiligten im Betrieb werden deutlich ebenso die Qualität oder Wirkungen eines Produktes auf die Kunden und den Betrieb.
Damit ist eine Neubewertung des aufgestellten Anliegens im Kontext der Prozesse während der Aufstellungsarbeit und der anschließenden Reflexion möglich.
Bei der verdeckten Imagination von Traumata ist besonders umsichtig vorzugehen.
Die Behandlungsphasen der Traumabehandlung sind: Stabilisierung, Distanzierung, Traumaexposition, Trauerarbeit und Integration.
Unter Beachtung dieser wichtigen Reihenfolge können, diesen Phasen entsprechende Elemente, verdeckt aufgestellt und im geschützten Rahmen des Einzelsettings in der notwendigen Behutsamkeit und Tiefe imaginativ erlebt und integriert werden.
Mit einem verdeckt aufgestellten und imaginierten Belastungsfaktor (Trauma), der als Symbol (z.B. als Stein) verschlüsselt ist, kann sich der stabilisierte, gestärkte Klient aus sicherer Distanz konfrontieren (Traumaexposition). Durch die VSI und den dadurch bestehenden Schutz der symbolhaften Darstellung ist ein behutsamer, gut dosierbarer und unbefangener Umgang mit diversen Systemelementen möglich.
Erst nachdem der therapeutische Nutzen eines verdeckt aufgestellten Elementes ausgeschöpft wurde, decke ich, von wenigen Ausnahmen zum Schutz des Klienten abgesehen, die Bedeutung auf.
Eine erfolgreiche Anwendung der VSI setzt die Imaginationsfähigkeit des Klienten sowie fundierte Kenntnisse der Grundlagen der Aufstellungs- und Imaginationsarbeit auf Seiten des Aufstellers voraus.
Kontraindikationen für dieses Verfahren sind psychotische oder psychosenahe Zustände, narzisstische und histrionische Persönlichkeitsstörungen, ausgeprägte Zwangsstörungen, schwere depressive Episoden und vergleichbare Diagnosen.
In der Trauerarbeit bei Totgeburt, bei Abtreibungsproblematik, im Umgang mit dem verstorbenen unbekannten Zwilling im Mutterleib, beim Abschied von Verstorbenen und Trennungsschmerzen jeder Art kann die VSI hilfreich sein. Auch in Fragen der Asylproblematik, zum Beispiel der inneren Würdigung des Herkunftslandes vermag die VSI Bedeutsames zu erreichen. Beim Probehandeln, beispielsweise bei der Konfrontation mit Autoritätspersonen, bietet die Methode Zugang zu kreativen, stärkenden Ressourcen oder spirituellen Symbolen. Zudem fördert sie die Identifizierung und Befriedigung innerer Bedürfnisse. Auch Krankheitssymptome können im Rahmen der VSI fokussiert werden.
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